Nach den Forschungen Islamis ist mit dem Beginn der Besiedlung im 6./5. Jh. v. Chr. zu rechnen. In dieser „praeurbanen“ Phase sei zunächst die Hügelkuppe ummauert worden (Fläche 1,36 ha). Um 300 v. Chr. soll dann die eigentliche Stadt gegründet worden sein. Nunmehr umfasste das ummauerte Areal ca. 10 ha Fläche und bezog die Hügelkuppe als Akropolis mit ein. Nach einer Blüte in hellenistischer Zeit sei es zu einem langsamen Niedergang der Stadt gekommen, bis sie in der römischen Kaiserzeit zur Bedeutungslosigkeit herabsank. Die Anlage einer kleinen spätantiken Nekropole intra muros spricht dafür, dass die Stadtmauer im 3./4. Jh. n. Chr. ihre Funktion verloren hatten (Karaiskaj 1977/78). Auf einen solchen Bedeutungsverlust deutet auch das bei den aktuellen Grabungen wieder beobachtete fast vollständige Fehlen kaiserzeitlich zu datierender Funde.
Die antike Stadtanlage – markiert von der teils erhaltenen, teils in ihrem Verlauf vermuteten Stadtmauer – besitzt ungefähr die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, mit der Basis im Westen und der Spitze im Osten. Ihre Innenfläche beträgt knapp 10 ha. Der westliche Bereich intra muros ist fast eben (Niveau zwischen 150 und 160 m ü. NN), steigt dann an und erreicht auf dem höchsten Punkt der Akropolis 255 m über dem Meeresspiegel. Natürlich geschützt ist die Anlage im Norden und Süden durch die tief eingeschnittenen Trockentäler Çinar und Lana; im Osten liegt eine Einsattelung.
Mauern, Türme und Tore
Die am besten bekannten Bauten der antiken Stadt sind die Stadtmauern mit Türmen und Toren. Die Westmauer war besonders repräsentativ ausgestattet. Ihr erhaltener Abschnitt verläuft von der NW-Ecke der Stadt geradlinig nach Süden und ist hier mit drei viereckigen, in regelmäßigen Abständen errichteten vorspringenden Türmen bewehrt. Zwischen Turm 1 und 2 befindet sich eine Schlupfpforte. Im Südwesten des Stadtareals verhindern die dort stehenden modernen Gebäude und eine intensive landwirtschaftliche Nutzung des Terrains Aussagen zum weiteren Verlauf der Mauer. Das Haupttor der Stadt dürfte sich in diesem Bereich befunden haben. Die Mauerzüge im Norden und Süden der Stadtanlage (also etwa die „Schenkel“ des gleichschenkligen Dreiecks) sind nur schlecht erhalten. Sie dürften – besonders an der Südseite – mit langen, teils mehrere Meter hohen „Felsriffen“ zusammenfallen. Hier lässt sich ihr Verlauf an einigen Stellen immerhin an verstreut liegenden Quadern und an den Fels-Bettungen erkennen, in denen die verlorenen Quader einst standen. Auch die Lage des Süd- und Nordtores zeigen den Verlauf der Mauer an. Besser bekannt ist der kurze östliche Abschnitt der Stadtmauer. An ihrem Nordrand stand ein runder, im Süden wohl ein rechteckiger Turm. Das östliche Drittel der Stadtanlage mit der Akropolis wird durch eine ungefähr von Süden nach Norden verlaufende Quermauer (diateichisma) vom größeren Teil der Stadt abgegrenzt. Ihr Verlauf ist recht gut bekannt, besetzt war sie mit mehreren rechteckigen und einem runden Turm. Südlich des runden Turms befand sich wohl ein Eingang zur Akropolis. Insgesamt drei Tore wurden bisher nachgewiesen, alle repräsentieren jeweils unterschiedliche Bautypen. Das Nordtor besitzt einen geraden Torweg, eine Flanke besteht aus natürlichem Fels. Im Verlauf der Westmauer ist nur die schon erwähnte einfache Schlupfpforte nachweisbar. Eine komplexe Toranlage befand sich am Südrand des Stadtberges, genau dort, wo die Quermauer in die südliche Stadtumwehrung mündet. Unterhalb eines gekrümmten Korridors (bisher als „Südtor“ bezeichnet) konnte 2019 hier eine von Osten nach Westen verlaufende, schwach ansteigende Torgasse mit Eingangssituation ausgegraben werden. Diese Gasse führt über eine westlich der Quermauer gelegene Rampe in den oberen Bereich der Unterstadt.
Innenbebauung
Die Innenbebauung der Stadtanlage war bis 2017 nur rudimentär bekannt, was v.a. der Fokussierung der älteren Forschung auf die Wehrarchitektur geschuldet ist. Seitdem konnten im Rahmen unseres Projektes zahlreiche Strukturen neuentdeckt und tachymetrisch erfasst werden.
Die besterhaltenen Bauten liegen im mittleren Hangbereich, beiderseits der Quermauer. Hier sind Raumfluchten einiger Wohngebäude (?) in Quadertechnik erhalten. Ebenfalls aus großen Quadern bestehen mehrere, meist hangparallele Baufluchten, bei denen auch eine Funktion als Stütz-/Terrassenmauer denkbar scheint. Von zwei Raumfluchten am Westhang der Akropolis haben sich hangseitig bis zu 2 m hohe, aus dem Fels geschlagene Rückwände erhalten.
In der Unterstadt noch sichtbar sind Überreste eines Abwasserkanals sowie eine einfache Ölpresse. Von besonderem Interesse sind zahlreiche, von der bisherigen Forschung unbeachtet gebliebene Negativstrukturen im Fels. Sie konzentrieren sich auf die ausgedehnten Flächen intra muros, wo der blanke Fels die Geländeoberfläche bildet. Es finden sich lineare und gebogene Rinnen, Gräbchen, Quader-Bettungen und Balkenlöcher – letztere teilweise in Reihen angeordnet. Daneben lassen sich an mehreren Stellen Abschnitte von Felstreppen beobachten. Der am vollständigsten erhaltene Baurest in Zgërdhesh liegt unmittelbar oberhalb der Quermauer nahe dem vermuteten Zugang zur Akropolis: Es handelt sich um die Überreste einer kleinen einschiffigen Kirche unbekannter Zeitstellung (frühchristlich?) (vgl. Koch 1989, 135). Der Bau besitzt eine Länge von etwa 10 m und ist teilweise aus Spolien errichtet.
Baustrukturen außerhalb der Stadtmauern
Im direkten Umfeld der Stadt ist mit weiteren Baustrukturen sowie mit Produktionsanlagen (Öfen, Öl- und Traubenpressen usw.) und Bestattungsplätzen zu rechnen. Nur wenig ist in Zgërdhesh davon bis heute bekannt: Von S. Islami werden Reste eines Steinbaus erwähnt, der sich auf dem südlich der Stadt liegenden Bergrücken befunden haben soll. Ein intensives Nachsuchen blieb 2018 ohne Erfolg, möglicherweise sind die Überreste beim Bau der dortigen Bunkeranlagen zerstört worden.
Nekropolen
Über die Friedhöfe der antiken Stadt ist fast nichts bekannt. Sie sind in der Ebene westlich der Stadtmauer im Bereich der heutigen Dörfer Zgërdhesh und Halil zu vermuten. Aus diesem Bereich konnten in der Vergangenheit einige Funde geborgen werden – leider undokumentiert, die möglicherweise aus Grabkontext stammen (heute im Museum Krujë). Ein Hinweis auf die Lage von Gräberfeldern (entlang der wichtigen Ausfallstraße?) ergibt sich durch den 2017 entdeckten Rundbau, bei dem es sich um ein monumentales Grab handeln dürfte.